"Als Großhandelsunternehmen können wir uns vom Wettbewerb zwar auch durch die Art oder Qualität der Produkte differenzieren. Unser USP ist jedoch in erster Linie die Logistik und Warenverfügbarkeit", erklärt Wolfgang Koch, IT-Leiter der Behrens-Wöhlk-Gruppe im niedersächsischen Rotenburg an der Wümme. "Wir garantieren unseren Kunden bei den meisten Produkten eine Lieferung innerhalb von 24 Stunden. Die Handwerker können sich bei diesen Produkten darauf verlassen, dass alles, was sie bis 14 Uhr bei uns bestellen, bereits am nächsten Tag in der Werkstatt oder auf der Baustelle ist." Die Behrens-Wöhlk-Gruppe ist mit zwölf Standorten und zwei Zentrallagern in Nordwest- und Ostdeutschland der führende Großhändler für Holz und Bauelemente. Dabei umfasst das Angebot eine breite Palette von Produkten, die sich in die Sortimentsbereiche Boden, Wand, Decke, dekorative Holzwerkstoffe, Tür- und Fensterelemente sowie Bauholz aufteilen. Um die Produkte termingerecht ausliefern zu können, unterhält die Gruppe eine eigene LKW-Flotte mit über 100 Fahrzeugen.
Die Art der Produkte erfordert ein differenziertes Logistikkonzept: Es gibt Produkte, zum Beispiel Bauelemente, die in so großer Typenvielfalt angeboten werden, dass sie nicht an jedem Standort vorrätig gehalten werden können; für diese Artikel hat die Unternehmensgruppe zwei Zentrallager aufgebaut. Andere Produkte wie Brettschichtholz sind meist unhandlich und groß – Leimbinder können bis zu 18 Meter lang sein – und sind damit aufwendig zu transportieren; diese Artikel lagert das Unternehmen an den Standorten in unmittelbarer Kundennähe.
Die Standortorganisation spiegelt sich in der IT-Struktur wider. Während die Warenwirtschaft zentral auf einem AS400-System abgewickelt wird, ist die andere Kernanwendung, das Lagerverwaltungssystem LVS, dezentral implementiert. Da an einigen Standorten aus technischen Gründen nur eine relativ geringe Bandbreite zur Verfügung steht, wollte das Unternehmen in den Arbeitsprozessen nicht von Leitungsproblemen abhängig sein. "Die Lagermitarbeiter müssen sehr schnell und ohne Reaktionszeiten mit dem System arbeiten", erläutert Koch. "Das gesamte Wissen über die Lagerplätze der einzelnen Produkte steckt ja im Lagerverwaltungssystem, und wenn das System keine Verbindung hätte, müsste die Arbeit gestoppt werden und es könnten keine Aufträge erledigt werden."
Auf diese Weise ist in der Behrens-Wöhlk-Gruppe eine verteilte Architektur entstanden, die durch lokale Aufteilung zwar das Leitungsrisiko weitgehend eliminieren konnte, nicht aber das Risiko von Hardware-Ausfällen vor Ort. Der Absturz eines Servers, etwa durch einen Festplattenausfall, hätte nach wie vor einen ganzen Standort lahmlegen können. "Wir haben uns über die Verfügbarkeit der Systeme nicht aufgrund konkreter Störungen Gedanken gemacht, es gab aber gewisse Warnsignale aus der Hardware, die uns zeigten, dass Handlungsbedarf bestand", führt Koch aus. "Wir wollten daher eine Architektur schaffen, die den Anwendungen mehr Verlässlichkeit bieten konnte." Das Sicherheitskonzept bestand bis dahin nur darin, dass für den Notfall eine zweite Maschine bereitgestanden hätte. Wobei es natürlich mehrere Stunden gedauert hätte, bis dieser Reserve-Server den Betrieb hätte fortführen können, Stunden in denen die Arbeit am jeweiligen Standort hätte unterbrochen werden müssen. "Ein derartiges Risiko ist aus heutiger Sicht nicht akzeptabel", ergänzt Koch.
Minimierung des Ausfallrisikos
Um derartige Risiken weitgehend auszuschließen, baute das Unternehmen primär für den Betrieb der Lagerverwaltungssoftware eine differenzierte Infrastruktur auf, die den örtlichen Bedingungen entspricht. An den beiden Standorten Rotenburg und Bautzen mit eigenem IT-Personal wurde ein ausfallsicheres System auf Basis von VMware implementiert, während an den anderen Standorten grundsätzlich die Software-Lösung Stratus Avance zum Einsatz kommt.
Die Anforderungen der Standorte passten genau zum Leistungsprofil von Stratus Avance, das Virtualisierung und Hochverfügbarkeit in einem leicht administrierbarem System vereint. Avance verbindet zwei handelsübliche x86-Server und synchronisiert diese im laufenden Betrieb mit einer speziellen Software. Gleichzeitig werden die beiden Systeme permanent analysiert, so dass Avance sich abzeichnende Störungen rechtzeitig erkennt und proaktiv Gegenmaßnahmen einleitenkann. Die Lösung verfügt über eine automatische Fehlererkennung auf Basis einer Fehlermusterdatenbank und kontrolliert ständig mehr als 150 Systemparameter. Im Falle einer Störung auf einem der Server könnte Avance eine Live-Migration der Anwendungen auf den jeweils nicht betroffenen Server durchführen, der den Betrieb dann fortsetzen würde. Wenn die Störung behoben ist, bringen sich die beiden Systeme automatisch wieder auf den gleichen Stand.
Für die Behrens-Wöhlk-Gruppe sind Funktionen wie die automatische Fehlererkennung oder die vom System selbstständig durchgeführte Live-Migration insbesondere deshalb wichtig, weil das Unternehmen die Stratus-Server bis zu zweihundert Kilometer von den IT-Standorten entfernt betreibt. "Wir brauchen vom System frühzeitige und aussagekräftige Informationen über eventuelle Probleme, denn vor Ort sind keine IT-Spezialisten. Außerdem müssen die Systeme auch rund um die Uhr verfügbar sein", erläutert Koch. "Darüber hinaus muss das System in der Lage sein, den Betrieb auch bei Störungen ohne manuellen Eingriff aufrechtzuerhalten." Das Unternehmen lässt sich mit der integrierten webbasierten Management-Konsole von den IT-Standorten aus überwachen und administrieren. Die mit Avance technisch mögliche Verteilung der beiden synchronen Server auf verschiedene Räumlichkeiten wird in der Unternehmensgruppe derzeit nicht genutzt.
Stratus Avance kommt nicht in allen Standorten zum Einsatz. In den Hauptniederlassungen Rotenburg und Bautzen wurde die Ausfallsicherheit auf Basis von VMware realisiert. Hier ist auch das Fachpersonal vorhanden, das man zum Betrieb eines komplexen Systems benötigt. Für die anderen Standorte wäre diese Lösung aber erheblich überdimensioniert gewesen. Dort ist nicht nur kein IT-Personal vorhanden, das eine Lösung wie VMware betreuen könnte, diese hätte insbesondere auch den Kostenrahmen gesprengt. "Für eine ausfallsichere Lösung mit VMware müssen wir mit Kosten in einer Größenordnung ab 30.000 Euro rechnen, nicht zuletzt, weil wir hier auch noch ein separates Storage-System verwenden müssten, das wir an den Standorten von der Leistung her wirklich nicht brauchen", so Koch weiter. "Bei Avance belaufen sich die Investitionen für das ganze System auf etwa 15.000 Euro. Avance ist daher für unsere Standorte in jeder Hinsicht die passende Lösung."
Im Herbst 2011 wurde Stratus Avance zunächst an drei Standorten installiert, weitere Standorte sollen in den nächsten Monaten folgen. Zu Ausfällen auf Grund von Hardware-Störungen ist es bislang noch nicht gekommen. "Zunächst wussten wir ja nicht, ob das Ganze auch funktioniert", merkt Koch an. "Aber wir haben versuchsweise mal einen Stecker abgezogen und konnten dann zusehen, wie das System reagiert hat. Auch tiefergehende Tests wurden erfolgreich absolviert. Wir haben nun die Gewissheit, dass an den Standorten nichts passieren kann. Unsere Lieferfähigkeit ist somit gesichert."